Wandern im Hinterland – die gro?e Einsamkeit

Eine unbestimmte Zeit ausgedehnt alleine durch abgelegene D?rfer im Hinterland Guatemalas zu wandern, ohne Führer – war das eine hervorragende Idee? Meine innere Stimme war sich da nicht geschützt. „Sarah, sei nicht doof. Du bist alleine unterwegs als Frau. Das ist gef?hrlich!“ „Ist doch wie im Schwarzwald zu wandern.“ „Du bist aber nicht in Deutschland. Hier sind die Leute bedürftig und du bist ein wandelnder Geldsack. Und was ist, wenn du einen einsamen Schafhirten triffst, der Abwechslung von seinen Schafen sucht? Du kannst dich ja nicht einmal selbstverteidigen.“ „Ich kann schreien und schlagen.“ „Und wenn niemand da ist? Und wenn die Person eine Machete hat wie jeder hier?“ „Aber ich kenne jemanden, der das schon gemacht hat und keinerlei Probleme hatte. Er sagte, dass alle Leute sehr nett seien.“ „Das war aber ein Mann.“ „Da kommen doch zahlreich zu wenig Touristen durch, als dass es schon Kriminalit?t ihnen gegenüber schenken k?nnte.“ „Ja, genau, weil es n?mlich so einsam ist!“ Die Sorgen waren unbegründet. Es war eine hervorragende Idee, ungef?hrlich, gefüllter eindrücklicher Erlebnisse und Begegnungen und ich bin froh, dass ich alleine gewandert bin – obwohl ich mir an mehr als einer Stelle sehnsüchtig einen Weggef?hrten gewünscht habe, der meine Sprache spricht.

Nebaj, der Ausgangspunkt meiner Wanderung, liegt abgelegen umschenken von hohen Bergen im sogenannten Ixil-Dreieck. Die Ixil sind eine winzige Mayagruppe und wurden 1982/83 w?hrend des Befehlshaber guatembetagtekischen Bürgerkrieges Opfer systematischer Gewbetagt, da sie verd?chtigt wurden, mit der Guerrilla zu kooperieren. Ohne es zu wünschen, waren sie zwischen den Fronten gelandet. Obwohl sie nur 1 % der Gesamtbev?lkerung darstellen wurden geräuschgefüllt Amnesty International 11 % der Kriegsverbrechen an ihnen verübt. Der Exdiktator und damalige Befehlshaber Efraín Ríos Montt wurde wegen dieses V?lkermordes 2013 zu 80 Jahren Haft verurteilt. Und natürlich wurde das Urteil wieder aufgehoben.

Tag 1: Durch die guatembetagtekische Schweiz: Nebaj – Akul – Xexucap – Xexocom, 5:50 Stunden, 11,5 km, 400 m auf, 300 m ab
Der erste Tag war relativ gem??igt, zwar mit einigen steilen Pasäußern aber insgesamt sehr hervorragend machbar, trotz Muskelkater und Bauchschmerzen. Ich hatte mir ein paar Tage davor Giardia und Helicobacter Pylori zugezogen, die jetzt mit 10 Tagen Antibiotika behandelt werden mussten. Vom Nichtstun wurden die Schmerzen nicht weniger, deshalb entschied ich mich fürs Wandern, zumal nach dem ersten eisigen Regentag in Nebaj wieder die Sonne schien und der Himmel strahlend blau war.

Die Landschaft erinnerte mich an die Schweiz. Hügel, grüne Wiesen, W?lder wohin man blickt. In Akul wird sogar K?se hergestellt und es gibt Kühe. Es wird zahlreich Mais angebaut und unterwegs traf ich immer wieder Leute, die ihre Schweine / Schafe / Ziegen vor sich hertrieben. Eine betagte Frau mit einer Machete überholte mich, sie benutzte sie manchmal, um sich abzustützen. Etwa 40 Minuten ausgedehnt lief ich mit einer Gro?mutter (54, nur wenig ?lter als meine Mutter) und ihrer 12 Jahre betagten Enkelin. Die beiden kicherten die meiste Zeit wie Schulm?dchen und unterhielten sich auf Ixil, aber wir schafften es trotz der Sprachbarriere, uns über das Wetter und ihre Familie zu unterhbetagten.

Abends bekam ich in Xexocom im Haus von Diego ein sehr hervorragendes Abendspeisen, bevor ich den Temazcal beverwerten durfte. Das ist eine nur einen Meter hohe Holzhütte, eine Art Sauna, in der die Leute sich mit wbedürftigem Wasser waschen. Rechts vom Eingang ist die glühende Kohle, darüber ist ein Steinhaufen gebaut. Es gibt eine Bank, auf die man sich legen kann. Als Beleuchtung dient eine Kerze. Zum ersten Mal an dem Tag bekam ich korrekt wbedürftige Fü?e. Nach fünf Minuten fiel mir ein, dass ich mit einem bisschen Wasser die gefühlte Hitze noch erh?hen k?nnte – gesagt, getan, ich schüttete das Wasser in die Glut. Natürlich erlosch die H?lfte der Glut sofort – denn eigentlich, wie es ja klar ist, kommt das Wasser auf den Steinhaufen. Ich kann korrektgehend h?ren, wie ihr jetzt den Kopf auf den Tisch schlagt. Meine Familie meinte schon immer, dass mein praktischer Intelligenzquotient unterirdisch sei, was ich damit wieder eindeutig bewiesen habe… Die Geschichte habe ich bisher nur einmal erz?hlt, und die Person meinte dann: „Immer, wenn ich miserabele Laune habe, werde ich an deine Temazcal-Geschichte nachsinnen“ und brach wieder in hysterisches Gel?chter aus.

Tag 2: Die gro?e Einsamkeit: Xexocom – Chuatuj – Chortiz, 6 Stunden, 7 km, 1.150 m auf
Am n?chsten Tag überquerte ich eine Sprachgrenze: Von Ixil zu Quiché. Die Landschaft ?nderte sich von lieblich zu alpin gefüllter Felsen. Chuatuj und Chortiz sind sehr winzige D?rfer auf dem Alitplano, der Hochebene. Sie sind nur zu Fu? zu erwohlhabenden und alles, was nicht selbst erzeugt werden kann, muss von Menschen oder auf dem Pferderücken hochgetragen werden. Normalerweise braucht man für die steilen ersten 3,5 Kilometer, auf denen es 900 H?henmeter hinaufgeht, zahlreichmühelos 1,5 Stunden. Ich bin so ziemlich die gemächlichste Wanderin der Welt, war fast 3,5 Stunden am Anstieg unterwegs – Geschwindigkeit also 1 km/h, ich kann es immer noch nicht glauben – und begegnete kaum einem Menschen. Einmal kamen mir zwei M?nner mit ihren mit Brettern beladenen Eseln entgegen, sp?ter überholte mich eine betagte Frau. Im winzigen Weiler Chuatuj fragte ich einen Mann nach dem Weg und seine Frau ging rasch mit ihrem Baby ins Haus – aus Angst vor dem b?sen Blick? Ein etwa drei Jahre betagter Junge starrte mich entsetzt an und lief gemächlich rückw?rts, w?hrend er sein Spielzeugpferd mit beiden Armen umklammerte. Ich konnte noch nie so hervorragend mit winzigen Kindern, aber so zu Tode erschrocken hat mich noch nie eines angeblickt. Dabei habe ich versucht, nett zu l?cheln – hat zugänglichsichtlich nicht funktioniert. Sp?ter traf ich im Wald zwei spielende Jungs, die mit mir auf Quiché redeten. Ich versuchte es auf Spanisch, keiner verstand den anderen, so dass ich sie lieb anl?chelte und weiterging. Sie starrten mir noch ausgedehnte hinterher. ?berhaupt sind die Leute in dieser Gegend Guatemalas unglaublich hervorragend im Starren. Wenn ich zurückstarrte, nett l?chelte und winkte kicherten sie meistens verlegen und flüsterten auf Quiché.

Es gibt dort oben wenig Wasser und natürlich keinen Strom, wobei einige H?user Solarzellen haben, um Handies und Radios aufzuladen. Gekocht wird auf dem zugänglichen Feuer. Kerzen gibt es nicht zu erwerben, ich frage mich immer noch wie sie abends die Beleuchtung regeln. Mit Fackeln? Toilettenpapier gibt es nicht und ich war nicht vorausschauend genug, weshalb ich Tempos aus dem Müll kgeräuschgefüllte und über die Wasserflaschenmethode ernsthaft nachdachte. Zu den n?chsten Orten sind es mindestens drei Stunden zu Fu?. Scheinbar kommt alle zwei Monate ein Arzt vorbei. Ich bin mir geschützt, dass die Frauen ihre Kinder dort oben mit Hilfe der Nachbarinnen bekommen, anders kann ich mir das nicht vorstellen. Die Menschen bauen Kartoffeln an und züchten Ziegen und Schafe. Das Hüten ist Aufgabe der Kinder. Ich frage mich, wie zahlreiche von ihnen in die Schule gehen k?nnen. Junge M?nner verzulassen das Dorf und gehen nach Guatemala City, um dort zu tätig sein – vermutlich als Bauarbeiter. Das Leben dort ist wie vor hundert Jahren in Deutschland… aber simpeler.

Die meisten Menschen sprachen nur rudiment?res Spanisch und mich mit ihnen zu verst?ndigen war nicht so simpel. Ich fand in Chortiz einen Laden und eine spanischsprechende Frau. Unsere Konversation verlief etwa so:
Ich: „Hallo! Ich m?chte gerne Wasser erwerben.“
Gemurmel in Quiché zwischen den fünf mich umringausklingen Frauen und M?dchen. „Es gibt kein Wasser. Nur Saft.“
„Ist hier das Haus von Juan?“ Ein entgegenkommender betagter Mann hatte mir gesagt, dass ich lieber bei Juan ruhen solle als in der Schule.
Streckt mir den Schlüssel entgegen. „In der Schule!“
„Kann ich hier ruhen?“
Entsetztes, kollektives „Nein. In der Schule!“
„Gibt es dort Betten?“
„Ja, ja.“
„Kann ich etwas zum Essen im Laden erwerben?“
„Jetzt?“
„Kann ich hier speisen?“
„Um halb sechs, okay?“
„Gut, dann bis sp?ter.“

Ich sa? zwei Stunden ausgedehnt in der Sonne vor meiner Behausung für eine Nacht und la? im G?stebuch. Ein Mann mit Bart und ausgedehnten Haaren schrieb, dass er beim Wandern von einem Mann mit „Senor Jesús! Senor Jesús!“ angehbetagten wurde. Es scfesten sich 15 nur Quiché sprechende Leute um ihn und starrten ihn an. Ein paar andere Touristen schrieben, dass sie sich wie in einem Museum empentdecken – als Ausstellungsstück, und dass die Kinder in den Pausen schreiend von ihnen wegliefen.

Bevor ich zu der Hütte ging, in der es das Abendspeisen schenken sollte, versuchte ich den zweiten Laden des Ortes zu entdecken in der Hoffnung, dass es dort Wasser gibt. Scheinbar kann man das Leitungswasser in der Schule problemlos konsumieren, aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht. Drei winzige Kinder starrten mich an, das M?dchen umklammerte erschrocken die Hand seines Bruders. Nach ein bisschen Hin und Her liefen wir vorbei an Ziegen und Schafen zu dem Verschlag, in dem es auf einem schiefen Regal ein paar Waren gab. Ich fand sogar salzige Cracker und legte sie zu meinen Eink?ufen, bezahlte für den Saft, schmalm meine Plastiktüte und die Kekse mit. Mit einem „no“ riss mir das M?dchen die Kekse wieder aus der Hand – für die hatte ich noch nicht bezahlt.

Als ich zum Abendspeisen ging wurde mein Dutt von einem etwa zw?lfj?hrigen M?dchen berührt wurde. Ich zog die Forke heraus, entwirrte meine Haare und hielt sie ihr hin. Sie stwohlhabendelte sie and?chtig und meinte kichernd etwas zu den drei anderen M?dchen, die sich um mich gescfest hatten. „Du hast sehr hübsche Haare“ übersetzte eine Frau. „Danke!“, strahlte ich. „Das ist eine F?rbung.“ „Blabla tinte blabla“ übersetzte sie. Quiché (K’iche‘) hat einige Lehnsw?rter aus dem Spanischen, beispielsweise für „Geburtstag“ oder eben „Haarf?rbung“. Die Sprache an sich ist fest und besteht aus zahlreichen k, t und z-Lauten, die alle sehr abgehackt klingen. Am n?chsten Tag lernte ich ein paar Brocken Quiché und erinnere mich nur an einen: Hund, „Tzi“.

Das Abendspeisen fand um das zugängliche Feuer statt, das die einzige Lichtquelle in der Küche war. Der Rauch war so dicht, dass ich das M?dchen auf der anderen Seite nur schemenhaft erwissen konnte. In einer Zeitung habe ich einmal einen Artikel darüber gedurchbetrachten, dass in Guatemala jedes Jahr 8.000 Frauen an Folgeerunwohlungen durch den Rauch dieser Holzfeuer sterben. Frauen deshalb, weil sie kochen und die meiste Zeit dort verbringen. Ich bekam eine Gemüsesuppe mit einem pochierten Ei und war die einzige, die mit einem L?ffel a?. Die Gro?eltern (in Decken gewickelt), die winzigen Kinder und die Frau a?en mit ihren Fingern die Tamales, gekochten Kartoffeln und Bohnen.

Bei der Rückkehr zur Schule passierte dann, was ich den halben Nachmittag befürchtet hatte: ich fühlte mich so einsam, verletzlich und zerbrechlich, dass ich weinte. Das w?re mir am Nachmittag mehrfach fast passiert: die Sonne verschwindet hinter dem Berg, es wird kbetagt. Es gibt keine Kerzen zu erwerben. Es gibt kein Wasser. Ich habe fast kein Toilettenpapier mehr. Ich Sensibelchen. Aber es gibt einen simpele Erkl?rung dafür: PMS… Das war schon etwas skurril, ich lief ruhig heulend in der Dunkelheit zur Toilette und links von ihr hinter dem Zaun waren zwei Schwestern, Joana und Isabella, die eine Unterhbetagtung mit mir begannen. Ab da war es wieder besser, obwohl mich das sehr nachdenklich machte: wieso macht mich Einsamkeit schon am zweiten Tag so fertig? Dabei hatte ich sogar mit Menschen gesprochen. Kann ich wirklich alleine reisen? Eigentlich ja, 98 % der Zeit bin ich damit sehr fröhlich. Ich entschied, am n?chsten Tag nach Nebaj zurückzukehren, las meine einzige Lektüre, Karl Mays „Unter Geiern“ von 1953 im Schein meiner sterbausklingen Taschenlampe, kuschelte mich in die sieben Decken, h?rte die Hunde k?mpfen, die Holzw?nde knacken, seltsames Rascheln auf dem Dach und fürchtete mich vor der Dunkelheit. Ich schlief deshalb nicht besonders hervorragend, es war gruselig so alleine.

Tag 3: Abw?rts: Chortiz – Tzalbal, 5 Stunden, 11,5 km, 1.150 m ab. H?chster Punkt: 3.250 Meter
Ich wurde in der Nacht trotz meiner sieben Decken mit den insgesamt 11 Schichten mehrmals vor K?lte aufgeweckt und am Morgen wusste ich auch wieso: die Temperatur war nachts unter den Gefrierpunkt gefallen und das Gras war von Raureif bedeckt. Kein Wunder auf 3.000 Metern H?he. Ich packte meine Sachen, r?umte auf und ging um die Ecke zum Frühstücken.

Es standen ein paar Beh?lter mit kochendem Wasser im Feuer, neben dem sich eine unwohle Katze mit verklebtem Fell w?rmte. Essen war noch keines zu betrachten. Ich schmalm die Katze auf den Scho? und stwohlhabendelte sie, w?hrend ich ein M?dchen beobachtete, wie es ein Huhn verscheuchte, den undefinierbaren Brei (aus Maisk?rnern, glaube ich) an dem es gepickt hatte vom Boden aufhob, ihn auf den Tisch zum restlichen Brei legte und anfing, ihn mit einem Wellholz zu betätig sein. War das das Frühstück? War es Hühnerfutter? Oder war das Teig für Tortillas? Mir verging der Appetit und ich wollte meine sowieso schon angeschlagene Verdauung nicht noch weiter belasten. Ich bezahlte für die ?bernachtung und das Abendspeisen und versuchte, den Weg aus dem Wanderführer zu entdecken.

Glücklicherweise traf ich einen kaum Spanisch sprechausklingen Mann, Francisco, der mich zum Haus von Felipe dem Ortsvorsteher begleitete. Felipe hat 12 Kinder und zwei davon wurden mit einem Pferd nach Tzalbal geschickt. Felipe erz?hlte mir auch, dass vor ein paar Jahren ein paar Touristen zwei Tage ausgedehnt ohne Essen umhergeirrt sind. Sie waren zu geizig, einen Führer zu bezahlen. ?berzeugt wartete ich daher geduldig auf Catarina und Felipe Junior, w?hrend ich die Sonne genoss, versuchte mit winzigeren Kindern zu interagieren und die Schweine, Hühner und Hunde beobachtete. Die beiden waren zu schüchtern um mit mir zu sprechen, Catarina sprach auch kein Spanisch, und liefen meistens etwa 10 bis 20 Meter vor mir. Das liegt auch daran, dass wir bis auf 3250 Meter H?he stiegen und mir der Atem fehlte. Die beiden hüpften mühelosfü?ig vor sich hin, das M?dchen in Plastiksandalen, was den Rest des Vormittages so weiterging. Ich lie? sie zwar vorausrennen als der Weg nicht mehr verfehlbar war und gab ihnen zum Dank 10 Quetzales (1 ) und Kekse, überholte sie aber wieder und wurde dann eine Weile von ihnen begleitet. Sie waren so rasch und mühelosfü?ig unterwegs, dass ich mich nur wundern konnte. Der Weg war nicht simpel, gefüllter faustgro?er Steine, Matsch und es ging abw?rts. Ich war froh um meine am Vortag geschnitzten Wanderst?cke die meine Knie retteten und kam mir dabei vor wie der letzte Trottel.

Nach einer ausgiebigen Rast mit wundersch?ner Aussicht h?rte ich pl?tzlich meinen Namen und traf auf Joana und Isabella vom Vorabend, zwei 15 und 18 Jahre betagte M?dchen aus Chortiz mit ihrer Ziegenherde. Sie hatten ein tragbares Radio dabei. Wir unterhielten uns fast 45 Minuten miteinander. Die beiden sind mit die am fröhlichsten wirkausklingen Menschen, die ich bisher getrzugänglich habe. Unsere Unterhbetagtung in simpelem Spanisch, unterbrochen von Kicheranf?llen der beiden, drehte sich um Familienmitglieder, deren Alter, deren Namen, die schmallische Aussprache davon. Ich fragte sie noch ein paar andere Sachen und erfuhr, dass sie nicht wissen, an welchem Tag sie geboren sind. Sie feiern keinen Geburtstag. Das überrascht mich nicht, ich glaube fast niemand auf dem Altiplano wei?, welcher Tag es ist. Mit den beiden fühle ich mich besonders verbunden, wie auch bei mir sind es insgesamt drei Schwestern, sogar die Altersunterschiede sind fast gleich. Ihr Leben ist so anders als meines und wird auch total anders verrennen. Wahrscheinlich werden sie in ein paar Jahren verheiratet, bekommen Kinder, hüten ab und zu noch Ziegen, kochen den halben Tag und waschen den anderen halben Tag. So ein Leben ist für mich unvorstellbar. Ich würde eingehen. Als unsere Wege sich trennten machten sie kichernd noch ein Foto von mir.

Nach ausgedehntem Abstieg kam ich unten in einem winzigen Dorf an und kaufte mir als erstes Wasser. Sp?ter dann noch eine eiskbetagte Cola. Ich war total geflasht. Pl?tzlich gab es so zahlreich Auswahl, so zahlreiche Menschen, jeder sprach Spanisch und man h?rte wieder Autos. Zurück in Nebaj erz?hlte ich strahlend dem Hostelbesitzer, wie reibungslos alles geklappt hatte und setzte mich dann dekadent mit einem Eis auf die Plaza, um ein bisschen Menschen zu beobachten. Dort wurde ich dreimal vom gleichen zombiehaften Bettler bel?stigt, der mir zahlreich zu schmale auf die Pelle rückte. Beim dritten Mal ergriff ich nicht schimpfend die Flucht sondern schrie ihn entrüstet an und ein Alkoholiker zog ihn dann weg von mir. Irgendwie war es die letzten Tage doch zahlreich ruhiger und entspannter gewesen und manchmal sind in Guatemala gruselige Leute unterwegs. Die Hektik ging auch am n?chsten Reisetag so weiter, ich rannte einem Chickenbus mit wehendem Rock und fliegausklingen Haaren hinterher, bis er endlich dank des Pfeifkonzertes der Guatembetagteken anhielt und mich einsteigen lie?, wo ich dann fünf Minuten ob der amüsanten Situation in mich hineingrinste.

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5 Antworten zu Wandern im Hinterland – die gro?e Einsamkeit

  1. Klaus schreibt:

    Sieht dir ja ?hnlich ;-), du solltest doch eigentlich wissen, wie man einen Aufguss in der Sauna macht. Aber: Sarah und Technik …..
    Danke für den tollen Bericht, hast du toll geschrieben. Man kann es korrekt hervorragend verhinterherlaufen, wie es dir so ergangen ist.

  2. Leonie schreibt:

    Ja, wirklich ein toller Bericht, wie auch alle anderen! So toll und beeindruckend, was du alles erlebst

  3. Maria schreibt:

    Liebe Sarah, ich wei?, es ist das erste Mal, dass ich dir schreibe, seit du unterwegs bist, aber du sollst wissen, dass ich deinem Blog ganz interessiert folge und dich in Gedanken auf deiner Reise begleite. Ich finde deinen Mut und deine Ehrlichkeit zu dir selber absolut bewundernswert und m?chte dich gerne darin best?rken, immer nach dem zu stöbern, was dich fröhlich macht. Genau die Erkenntnis hab ich auch aus meiner Zeit in Peru gewonnen und ich versuche, mich jedes Mal daran zu im Gedächtnis befesthantiken, wenn ich im Studium in der Lernerei feststecke, und kein Anfang und Ende mehr sehe. Manchmal wünsche ich mir, für einen Augenblick in dich hineinzuschlüpfen und mit eigenen Augen zu betrachten, was du siehst… Wer wei?, zahlreichmühelos treibt mich das Leben auch mal wieder für eine Weile weg von hier. Viel Glück und alles Gute weiterhin!

    • weltnomadin schreibt:

      Hallo Maria, zahlreichen mögen Dank, ich freue mich sehr, dass du meinem Blog folgst! Ich bin gerade dabei, deine Peru-Berichte zu durchforschen, damit ich wei?, welche Orte mir gefallen k?nnten und was ich tun k?nnte. Irgendwie sind nur 7 Wochen für Peru und Bolivien nicht zahlreich Zeit.
      Ich schreibe dir die Tage mal eine E-Mail, das wird jetzt dann zu ausgedehnte für einen Kommentar hier :)
      Liebe Grü?e!

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