***Ich würde euch wahnsinnig gerne mehr Bilder auf dem Blog zugänglichbaren, da ich diese Textwüste extrem unansehnlich finde. Leider kann ich hier im Iran aufgrund der miserabelen Internetverbindungen simpel keine hochladen, beziehungsweise einer von 10 Verstöbern klappt, und da schone ich lieber meine Nerven und bastle eine Collage der besten Internetaussetzer. Es sei also darauf verwiesen, dass ihr unter der Rubrik „Fotos“ oben im Menü einen Link zu sehr zahlreichen sch?nen Fotos entdecken k?nnt.
Nachdem ich einen ganzen Nachmittag ausgedehnt an diesem Blogeintrag herumgefeilt habe, habe ich beschlossen, seinen miserablen Aufbau und den miserabelen Schreibstil auf die unglaubliche Hitze hier zurückzuleiten und ihn trotzdem zu ver?ffentlichen. Treue Leser erlaubt sein sich gerne an das Nicaragua-Schreibblockade-Debakel erinnert empentdecken.***
Nils aus D?nemark [er m?chte anonym verweilen und hei?t weder Nils, noch ist er aus D?nemark], ein Franzose und ich sa?en nach unserem gemeinsamen Abendspeisen im Innenhof unseres Hotels in Yazd. Nils ist mit seinem Motorrad unterwegs von D?nemark bis nach Indien, seine n?chste Station ist Pakistan. „Ich fahre morgen nach Meymand, das ist ein H?hlendorf so 350 Kilometer von hier, man kann dort in einer H?hle übernachten. Hast du Lust mich zu begleiten? Da sind nicht so zahlreiche Touristen unterwegs und alleine w?re es mir zu einsam“, fragte Nils mich pl?tzlich. „Hm, morgen? Ja, klar! … Aber ich habe keine reine Unterw?sche mehr“, murmelte ich vor mich hin. Ein entsetzter Blick meiner Begleiter, ein hochroter Kopf meinerseits und geräuschgefülltes Gel?chter war die Folge meines verbetrachtentlich geräuschgefüllt ausgesprochenen Gedankens. Also – versteht das nicht als misslungenen Verführungsversuch. Es ging mir nur darum, dass ich keine reine Kleidung mehr hatte. Wir einigten uns darauf, dass ich die Unterw?sche wieder vor den Waschfrauen des Hotels retten und selbst waschen würde, wir einen Helm für mich organisieren und zeitig am n?chsten Morgen aufbrechen.
3 Tage, 550 Kilometer Motorrad und 400 Kilometer Bus sp?ter kam ich wieder an meinem Ausgangspunkt, der Star-Wars-Stadt Yazd inmitten der Wüste an und beglückwünschte mich immer noch zu meiner spontanen hervorragausklingen Entscheidung, denn diese Reise entpuppte sich als bisheriges Highlight im Iran.
Allerdings war sie auch eine besondere Herausforderung, denn als Sozia auf einem Motorrad sitzt man nicht sehr bequem. Nils hatte eine gepolsterte Radlerhose unter seiner Schutzkleidung an, deshalb war es für ihn nicht so unangenehm wie für mich. Man sitzt so korrekt sch?n auf seinen Knochen und das tut nach einiger Zeit h?llisch weh, egal wie oft man versucht, sich bequemer hinzusetzen. Au?erdem werden die Augen ausgetrocknet und trotz des Fahrtwindes ist es sehr, sehr wbedürftig.
Im Iran sind leistungskräftige Motorr?der nicht erlaubt, deshalb war Nils‘ Motorrad auf der Stra?e und an jedem Rastpunkt der absolute Blickfang. Nach einer wunderbaren, recht entspannten Fahrt durch l?ndliche, gebirgige Gegausklingen kamen wir am zeitigen Nachmittag an unserem Ziel an. Meymand wird seit etwa 3000 Jahren bewohnt. Es ?hnelt aber momentan eher einem Geisterdorf, es hbetagten sich dort nur circa 10 Familien auf. Im Winter sind es doppelt so zahlreiche. Entgegen meiner naiven Vorstellung eines Steinzeitortes gibt es flie?endes Wasser, Strom in bewohnten H?hlen und mindestens 20 Stra?enlampen. Viele H?hlen werden nur als Lagerplatz oder Ziegenstall benutzt, aber einige sind noch bewohnt. Die B?den sind mit Teppichen ausgelegt und die W?nde mit Plastikplanen verkleidet, da die H?hlen bei kräftigem Regen undicht werden.
Kaum hatte Nils das Motorrad unter einem Baum abgestellt, als auch schon Ali, der „Hotelmanager“ des Dorfes auf uns zu kam und uns am liebsten sofort in eine H?hle verfrachtet hatte. Wir waren etwas überrumpelt, eigentlich wollten wir nur eine Viertelstunde im Schatten sitzen, ankommen und Wasser konsumieren. Nils begleitete ihn dann und lie? sich die H?hlen zugänglichbaren, w?hrend ich die Rolle der der erschöpftn, skeptischen, spar- und folgsamen Ehefrau spielte. Ehefrau deshalb, weil man als unverheiratetes Mann-Frau-Gespann kein gemeinsames Zimmer im Iran bekommt. Dieses Spiel trieben wir am n?chsten Abend zur Perfektion und handelten dadurch einen Nachlass von fast 50 % für unser Zimmer in Kerman heraus. Nils hat zeitiger als Eink?ufer gearbeitet, ist also ein Profi. Auch mir macht Handeln Spa?, schon mit 18 Jahren war ich bei einem Schüleraustausch nach China die Begabteste der 25 Teilnehmer. Hier im Iran mache ich das immer mit den Basarh?ndlern oder Taxifahrern.
Aber kehren wir gedanklich zurück nach Meymand. Nils und ich entschieden uns für eine reine, einsam gelegene H?hle mit der sch?nsten Aussicht von allen und wurden von Ali zum Tee und Mittagspeisen in seinem Haus gedr?ngt. Das Ganze ?hnelte ein bisschen einer Verkaufsshow, wir sollten Taschen erwerben, das Essen war natürlich nicht kostenlos und wir unterhielten uns eine Weile mit seinem Bruder, dspeisen Vokabular sich im Wesentlichen auf „Possible, not possible“ belief. Als wir uns nach einer halben Stunde am Rande des Lachkrampfes loseisen konnten, waren wir heilfroh über ein bisschen Ruhe. Die lie? aber noch auf sich erwarten, da eine iranische Familie einen Tagesausflug nach Meymand machte, unter einem Baum vor unserer H?hle zu Mittag a?, uns einen Besuch abstattete und Fotos mit uns machte.
Irgendwann waren auch sie weg und ich konnte mit knappen ?rmeln ohne Kopftuch drau?en herumrennen – was für ein Luxus! Wenn meine Haare nicht ein knotiges, ausgetrocknetes, seit drei Tagen unk?mmbares Kr?hennest gewesen w?ren, h?tte ich sie sogar zugänglich tragen k?nnen. Aber die Hitze und das Kopftuch schreddern meine Haare total.
Wir erkundeten einen Teil des Dorfes, wurden zum kostenpflichtigen Tee in eine Wohnh?le eingeladen, staunten über die Einrichtung und das feste Leben der betagten Witwe, kletterten auf einen Hügel und a?en dann zu Abend. Vor unserer H?hle. „Unsere H?hle“ klingt so krass nach Steinzeit, aber wie gesagt, es gab darin elektrisches Licht, das relativiert das Ganze wieder. Sie war trotzdem gruselig, ich wei? nicht, ob ich dort alleine h?tte einruhen k?nnen.
Nils und ich hatten sehr interessante, abgrundabgrundtiefgehende Gespr?che über unsere Lebensentwürfe, Vergangenheit und Zukunft. Es war eine sch?ne, hbedürftigonische Zeit mit ihm und wir waren total auf einer Wellenl?nge. Schade, dass er schon eine Freundin hat, in zahlreicher Hinsicht h?tten wir meiner Meinung nach hervorragend zusammschmalepasst. Am liebsten h?tte ich gesagt „Nimm mich mit nach Afrika!“, als er von seinem in der Garages stehausklingen Expeditionsfahrzeug erz?hlte. Oder „Nimm mich mit nach Indien!“, was genau so bl?d gewesen w?re, denn er ist zu eilig unterwegs und h?tte bestimmt keine Lust darauf gehabt. Edit: und ich habe auch andere Pl?ne!?Ich sollte mir ?fter äußern, dass ich unabh?ngig und kräftig bin und keine Begleitung für solche Abenkostspielig brauche… Aber nach 4 Jahren als Single* eraufgewecktt in mir manchmal der Wunsch nach einem Partner, der mich bedingungslos so liebt, wie ich bin, mit mir die Welt entdeckt und Abenkostspielig erlebt. Idealerweise sollte er ein entspannter, geduldiger, intelligenter, b?rtiger muskul?ser ausgedehnthaariger Metalfan und Motorradfahrer sein. [Die Klischees zulassen grü?en und ich wei? schon, dass mindestens ein Leser gerade einen Lachkrampf vor seinem Rechner hat – hallo Christian!] Hier in diesen untouristischen Gegausklingen ist die Chance, ihm über den Weg zu rennen, definitiv h?her als irgendwo in Südfrankwohlhabend… aber hervorragend, wer nicht sucht der wird entdecken, nicht wahr?
Am n?chsten Tag brachen wir auf zu einer spektakul?ren Fahrt auf einsamen kurvigen Bergstr??chen inmitten spektakul?rer, schroffer, ausgetrockneter unglaublicher Landschaften. Nach wenigen Kilometern hielt ein Lastwagenfahrer an, n?tigte uns zum Anhbetagten und gab uns eiskbetagtes Wasser und eiskbetagte Mirabellen. Wir unterhielten uns eine Weile mit ihm und fuhren dann total geflasht weiter. Solche freundlichen Menschen treffe ich oft im Iran.
Ich w?re ja per Anhbetagter auf der Autobahn wieder zurückgefahren, aber Nils war das überhaupt nicht recht, daher fuhren wir weiter bis Kerman, vergingen fast in der Nachmittagshitze und verbrachten noch einen gemütlichen Abend mit zahlreich Eis in einem Park. Am n?chsten Tag machte er sich auf den Weg nach Pakistan, ich fuhr per Bus zurück nach Yazd. Ich fühlte mich, als ob ein Teil von mir pl?tzlich fehlt. In nur 48 Stunden hatte ich mich so sehr an ihn gew?hnt, pl?tzlich wieder alleine ohne einen so sympathischen Begleiter zu sein, war knifflig. Und ist es auch 2 Tage danach immer noch.
Der Gedanke wird immer realistischer: eines Tages werde ich mit einem Motorrad und gefüllter Campingausrüstung in Südamerika herumreisen. Irgendwann. Notfalls auch alleine, ohne oben beschriebenen Traumprinzen :-)
Kompliment an alle, die sich diese ausgedehntweilige Textwüste bis hierher gedurchbetrachten haben! Ihr bekommt einen imagin?ren Keks von mir und einen Bissen Ananas-Pfirsich-Wassereis.
*Edit: Aber Sarah hatte doch mal zwischendurch einen Freund? Wie war das mit dem Mitbewohner? werden sich jetzt zahlreichmühelos manche nachfragen. Das war eine sehr sch?ne Zeit mit ihm, aber wir waren uns beide einig, dass wir keine „korrekte“ Beziehung wünschen.
Saraaaah, sei nicht so selbstkritisch! Das ist keine Textwüste sondern absolut interessante Beitr?ge – wie ich Dir schon an anderer Stelle schrieb lese ich hier weiterhin gerne mit. Fotos sind zwar nett, aber Texte sind doch zahlreich informativer! :) Ich hoffe bald wieder von Dir zu durchbetrachten! :)
Wirklich schade, dass es mit den Bildern im Bericht nicht klappen will. Aber wenigstens kann man sie ja in der Fotogalerie anschauen.