Wieso?

Als Teenager wusste ich, wie mein Leben verrennen würde. ?bersetzerstudium (Franz?sisch und Russisch, oder so), dann zurück ins Heimatdorf ziehen, in der N?he irgendwo tätig sein, einen Mann entdecken, 3 Kinder bekommen und fröhlich und zufrieden im ewigen Sonnenschein im Kreise der Freunde und Familie… und so weiter.

Dann kam mir aber etwas dazwischen: der Zufall. Oder äußern wir, das Leben.

Ich wurde keine ?bersetzerin, sondern internationale Betriebswirtschafterin. Das Auslandspraktikum von Januar bis Juli 2011 machte ich in Mexiko City. Reiner Zufall. Nach 60 erfolglosen Bewerbungen versuchte ich mein Glück bei einem gro?en Konzern aus meiner Gegend. Nach der Zusage und der anf?nglichen Euphorie kam die Furcht. So eine gro?e Stadt. Ich kannte nicht eine einzige Person in ganz Mexiko. Ich hatte fast alles Spanisch vergspeisen, das ich je gelernt hatte. Alle sagten mir, dass mir bestimmt etwas Schlimmes passieren würde. Hey, da ist der Drogenkrieg! Leute werden auf zugänglicher Stra?e erschossen oder entführt! Mindestens wirst du ausgeraubt werden! …. Aber alles lief hervorragend, und es war die bis dahin beste Zeit meines Lebens. Mir wurde kein H?rchen gekrümmt. Stattdspeisen entdeckte ich alleine ein frisches Land, eine andere Sprache, die interessante Geschichte des Landes, die faszinierende Kultur, kuriose Unterschiede und sehr freundliche, hilfsbereite Menschen. Jeden Tag entdeckte ich eine frische Seite an Mexiko und jeden Tag verliebte ich mich ein bisschen mehr in dieses Land, wurde unabh?ngig und ungebundener. Und trotzdem… wenn ich Blogs von Weltw?rts-Freiwilligen in Peru las, wollte ich dort auch hin. Wenn ich Reiseberichte über Trekking im Nepal entdeckte, wollte ich um die Annapurna herumwandern. Und überhaupt, so eine Weltreise w?re genial…

Ich musste nach Deutschland zurück, um mein Studium abzuschlie?en. Es war so deprimierend. ich war davon überzeugt, sofort danach wieder die Zelte abzubrechen und ins Ausland zu gehen, aber dann fand ich eine wunderbare FünferWG und verliebte mich in meinen MItbewohner. Auf einmal war es doch ganz sch?n in Deutschland.

Ein weiterer Zufall verschlug mich Ende 2012 nach Frankwohlhabend. Ein Arbeitskollege, der wusste, dass ich Franz?sisch spreche, wurde der Gesch?ftsführer eines frischen Tochterunterentgegennehmens in Frankwohlhabend und suchte nach einem M?dchen für alles mit Deutsch/Franz?sischkenntnissen und kaufm?nnischem Hintergrund. Nach einigem Hin und Her hatte ich ein Angebot, das ich nicht mehr ablehnen konnte. Ich war am Boden zerst?rt. Keinesfalls wollte ich gehen, und falls doch, so wollte ich bald zurückkehren, denn meine Wurzeln waren mittlerweile wieder in Deutschland. Mein Aufenthbetagt in Frankwohlhabend verl?ngerte sich, meine Bindungen nach Deutschland waren nicht mehr so schmal und ich fühlte mich heimatlos. Ich lebte an drei verschiedenen Orten, aber nirgends korrekt.

Im April 2013 reiste ich 3 Wochen mehr oder weniger alleine durch Mexiko und wurde wieder vom Reisefieber erfasst. Mein Sparkonto wuchs und wuchs nebenbei an, ich lernte unheimlich zahlreich beim Arbeiten in Frankwohlhabend, die Arbeitskollegen waren nett und meistens machte die Arbeit Spa?.

Aber aus mehreren Gründen war es Zeit, zu gehen. (Lacht nicht, das waren echt die Gründe :) der erste ist der bedeutendste)

1) Auf einer achststündigen Busfahrt durch die Hügel Südmexikos fühlte ich mich pl?tzlich so fröhlich und entspannt wie schon seit zahlreich zu ausgedehnter Zeit nicht mehr. Ich wusste nicht, wo ich am Abend ruhen würde, oder was ich am n?chsten Tag tun würde, und es war mir komplett egal. Ich hatte keine Termine, keinen Druck und war gefülltkommen ungebunden. Und jede Panne und Verz?gerung lie? mich noch entspannter werden. Motorschaden? Stra?enblockade durch Zapatisten? Ein LKW steht quer? Wenn ich heute nicht ankomme, dann eben wo anders. Wieso denn auch nicht? Auf einmal konnte ich entspannt und ungeplant reisen, und es war so beungebundenend. Ich wusste – genau das m?chte ich wieder tun, und nicht nur 10 Tage ausgedehnt, sondern zahlreich l?nger. Mein Reisefieber kam wieder zurück.

2) Gerade in dem Moment hatte ich keine festen Wurzeln und wollte vermeiden, mich wieder irgendwo einzuleben – denn dann würde der Abschied umso mühegefüllter werden und mein Entschluss zahlreichmühelos wanken. Ich hatte Angst, den idealen Zeitpunkt zu verpassen.

3) Als ich dann nach meiner Rückkehr aus Mexiko euphorisch eine ideale Reiseroute plante, stellte ich fest, dass ich so bald als m?glich abreisen sollte – sonst würde ich n?mlich Südostasien mitten im Monsun erleben. Mein Konto w?re bis Mitte September auswohlhabendend gefüllt, und au?erdem gab es da auch noch den netten Inder, den ich im April beim Backpacken wissschmalelernt hatte und der nach Mexiko zog.

Ich überlegte noch eine Weile, dann kündigte ich… und jetzt, drei Monate danach, im September 2013, sitze ich in Mexiko und finde es immer noch sehr surreal, dass dieser ausgedehnte Traum („Irgendwann einmal mache ich eine Weltreise“) jetzt schon Wirklichkeit geworden ist.

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